Dienstag, 27. August 2019
Zurück aus dem Urlaub. Wir sind praktisch einmal im Kreis um die BRD gefahren. Zuviel Fahrerei, zugegeben, dafür schöne Orte und nette Menschen.

Ich habe Schmerzen an beiden Füßen, die Zehengelenke wieder, geschwollen, blau. Ich schreibe meiner Ballettlehrerin, bei der ich die ganze Woche zwei Workshops gebucht habe. Ich kann nicht kommen, schreibe ich, erleichtert, weil ich gar nicht so viel Zeit habe und mir das viel zu viel ist. Aber der Rücken tut mir auch weh, ich bin steif, alles tut weh. Ich beginne, das Ballett zu hassen, je länger die Pause. Zuviel Imitation des Weiblichen, keine Männlichkeit, wie ich sie suche, nur Individuen, keine Gruppe, keine Verbindung. Ich habe keine Lust mehr, in Frauengruppen Freund und Kumpel zu sein. Ich will wieder Mann sein, nicht nur im Spiegel, sondern mich auch so fühlen. Beim Tanzen geht nicht beides. Ich muss für mich einen Weg finden, als was ich dort auftache. Ich merke, dass das Ganze sehr viel mit Schauspiel zu tun hat, geradezu eine Art Kunsthandwerk, die man anbietet, wie eine Dienstleistung. Das ist ein Teil von mir, aber eben nur ein Teil, deswegen finde ich Lob sehr schön, freue mich, dass ich Hingabe und Leidenschaft und Musik so intensiv leben darf. Aber es gibt ja noch ganz andere Wesenszüge in mir. Und ich habe einfach keine Lust, das alles nur im Tanz auszuleben.

Es gab im Urlaub Situationen, in denen ich ganz unfreundlich werden musste (wie gesagt: Grenzen ziehen und so). Ich habe auch schon eine Möglichkeit gefunden, aber davon vielleicht später mehr. Ich habe auch keine Lust mehr aud diesen sportlich-bequemen Kleidungs-Stil, auch im Alltag. Als ich nach Hause komme, räume ich meinen Kleiderschrank aus. Beinahe komplett.

Meine Ballettlehrerin antwortet, mit langen Ausführungen, dass ich Training bräuchte, dass sie mir helfen kann, dass ich die Zehen trainieren muss. Es ist tatsächlich so: Ich darf nicht mehr aufhören, zu trainieren, vor allem die Füße und der Rücken. Der Körper hat sich daran gewöhnt und zahlt es mir hei, wenn ich aufhöre. Ich bin gelaufen, habe Planks gemacht, bringt nichts, ich muss gezielt trainieren.

Nach dem Unterricht zeigt sie mir Übungen. Und tatsächlich: die Schmerzen sind fast weg.

Und die Liebe? Daran habe ich gerade kein so großes Interesse. Eine verständnisvolle Partnerschaft, ganz unromantisch.

Und ich kam im Urlaub endlich mal wieder dazu, zu lesen. In Dresden gab es gegenüber einen Laden mit Kunstbedarf und um die Ecke eine ganz tolle Buchhandlung. Ich kaufte Bücher, Stifte und einen Aquarellkasten. Ein Buch habe ich durchgelesen: Orfeo von Richard Powers. Was für ein Buch! Großartig. Ich fing an, Klassik und Orchesterwerke zu hören, Symphonien, Klavierwerke, wildestes Zeug. Musik und Sprache endlich wieder in ihrer ganzen Größe und Komplexität erlebt. Das Buch öffnet Ohren. Und es handelt von Kunst und Liebe und Leidenschaft und Lebenswege.

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